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Generationen

Mit Sinn und Verstand

Anlageberatung für Millennials muss nachhaltig und verständlich sein.

Marco Sacchet, Leiter Private Banking & Institutionelle, Graubündner Kantonalbank

Es sind Stichworte einer ganzen Generation: Individualität und Flexibilität. Millennials sind Digital Natives, gelten als belesen, weit gereist, und sie leben im Moment.

Die Generation Y, wie man die Millennials auch nennt, ist meist nicht darauf aus, Geld zu sparen, sondern Geld auszugeben. Nicht zuletzt deshalb unterscheiden sich ihre Bedürfnisse und Anforderungen an Vermögensanlagen erheblich von denjenigen ihrer Vorgängergenerationen und erfordern ein Umdenken bei den Finanzdienstleistern.

Aktien, Gold und Immobilien

Millennials legen Wert darauf, dass ihre Investitionen einem Sinn folgen, zum Beispiel klimaschonend sind oder neue Technologien unterstützen. Anlagen also in Tesla, Apple oder Amazon statt Nestlé, Roche oder Coca-Cola. Zudem müssen die Investmentprodukte einfach und verständlich sein.

Millennials legen Wert darauf, dass ihre Investitionen einem Sinn folgen, zum Beispiel klimaschonend sind oder neue Technologien unterstützen.

Diskutiert man mit den heute zwanzig- bis vierzigjährigen dieser Generation über Asset-Klassen, wird klar: Sie bevorzugen Aktien, Gold und Immobilien. Und sie möchten massgeschneiderte und individuelle Beratung; Strategiefonds und Verwaltungsmandate entsprechen ihnen nicht. In den aktuellen Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel, Ressourcenknappheit oder alternative Energien findet sich diese Generation wieder. Die Smartphone-affine Generation ist gut informiert.

Die wohl grösste Herausforderung in der Asset Allocation ist der kurzfristige Anlagehorizont. Flexibilität und ­unmittelbarer Finanzbedarf sind der Generation Y wichtiger als beständiger ­Vermögensaufbau. Trotz der Suche nach nachhaltigen und sinnvollen Investments steht am Schluss oft die kurzfristige Rendite im Vordergrund. An die Altersvorsorge wird kaum ein Gedanke ­verschwendet. Neben einer hohen Liquiditätsquote wird ohne Blick auf Diversifikation in wenige Einzeltitel investiert oder vielmehr: spekuliert.

Traditionelle Banken und Finanzberater geniessen bei der Generation Y grosses Vertrauen. Das zeigen die «Schroders Global Investor Study 2020» und der Report «Banking for Millennials 2019» von Deloitte Luxemburg. Ihre Erkenntnisse decken sich mit unserer Erfahrung in der Beratung. Dort zeigt sich, dass die Erwartungen der Millennials hoch sind. Sie wünschen personalisierte Kommunikation statt Produkt-Mailings. Letztere landen direkt im Spam-Ordner. Zudem gilt Mobile First, sowohl bei der Informationsbeschaffung zu Anlagetrends und Produkten wie auch beim E-Banking, damit die Einsicht ins Portfolio stets verfügbar ist. Bei der Umsetzung der eigenen Ver­mögensanlagen vertraut aber auch die Generation Y auf die Dienste eines Vermögensberaters. Auch hier deckt sich unsere Befragung unter Millennials zum Thema Anlageberatung mit den Aussagen des «LGT Private Banking Report 2020» – dass die Generation Y trotz hoher Technologieaffinität am Schluss auf Beratung setzt, aber digital unterstützt.

Vorsorge nicht vergessen

Die Generation Y hat eine klare Vorstellung davon, wo sie ihr Geld nachhaltig und sinnvoll investieren will. Doch oft fehlt es an klassischem Wissen über Geldanlage und an Erfahrung. Hier müssen die Finanzdienstleister ansetzen und erklären, warum ein Portfolio diversifiziert s ein sollte. Aufzeigen, dass ein langfristiger Anlagehorizont oft mehr Wirkung entfalten kann und zudem eine bessere Rendite verspricht. Investieren statt spekulieren – den Finanzdienstleistern eröffnet sich eine grosse Chance, wenn es gelingt, auf die Bedürfnisse der Generation Y einzugehen und ihr das ­Basiswissen zur Geldanlage mitzugeben.

Eine noch bessere Individualisierung bietet die digital unterstützte Beratung.

Weil Millennials vor allem ihren unmittelbaren Finanzbedarf im Blick haben, sollte der Fokus im Beratungsgespräch auf der Vorsorge liegen, um damit das Verständnis für einen längeren Anlagehorizont zu wecken. Bei der Asset Allocation hingegen stehen die Bedürfnisse im Vordergrund: Individualität, Verständlichkeit und Nachhaltigkeit.

Eine noch bessere Individualisierung bietet die digital unterstützte Beratung. So kann etwa die Aktienselektion auf die Kundenpräferenzen abgestimmt werden. Schliesslich aber steht und fällt der Erfolg mit den Vermögensberatern. Sie müssen digital fit sein, die gleiche Sprache sprechen wie ihre Kundschaft und auf die Bedürfnisse einer neuen Generation von Anlegern eingehen können.

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