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Trends in der Aussenwirtschaftspolitik

Seit März 2020 wurde die Weltwirtschaft von der Pandemie schockartig getroffen, alle Weltregionen verzeichneten einen starken Wirtschaftseinbruch. Die Erholung setzt nun ein, aber auch der Protektionismus nimmt fast überall zu. Investoren müssen nun genau beobachten, wie dies bestimmte Branchen und Regionen verändert.

Jan Atteslander

Für Investoren wird nun wichtig sein, wie sich die Weltwirtschaft in den nächsten Jahren von der Pandemie erholt. So erwartet die WTO eine Zunahme des Welthandels um 8% in diesem Jahr. Es sind aber auch Unsicherheiten im System. Wo liegen die Chancen und Risiken? Entscheidungen werden erschwert, da Pandemien selten sind und keine vergleichbaren Erfahrungswerte vorliegen.

Bei diesen Fragestellungen spielen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zwar eine grosse Rolle, werden aber gerne übersehen. Das ist ein Fehler, da sich gerade politisch bedingte Strukturänderungen langfristig viel stärker auswirken als wir das im Allgemeinen wahrnehmen. Wird der Protektionismus zur Belastung der globalen Wirtschaftserholung?

Die WTO erwartet eine Zunahme des Welthandels um 8% in diesem Jahr

Ja, der Protektionismus hat bereits seit der Finanzkrise von 2007/8 zugenommen und sich mit dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg in den vergangenen drei Jahren noch beschleunigt. Es ist zwar nicht leicht zu bestimmen, wie stark sich der Protektionismus auswirkt. Sicher war jedoch der US-chinesische Handelskonflikt einer der Hauptgründe des Rückgangs des weltweiten Güterhandels um 3% im Jahr 2019, gemessen in US-Dollar. Die Pandemie hat den globalen Trend zu mehr Protektionismus nochmals gestärkt.

Mehr Staatsinterventionen

So sind Mengenbeschränkungen und Exportsubventionen gegenwärtig ein beliebtes Mittel, ebenso administrative Neuerungen oder Zusatzkontrollen. Bei Impfstoffen gibt es Exportverbote oder -kontrollen. All diese Entwicklungen führen zu mehr Staatsinterventionen in die Märkte.

Für Investoren ist sicher wichtig, welche Länder protektionistische Massnahmen ergreifen und welche Branchen am stärkten betroffen sind. Der Global Trade Alert (GTA), Universität St. Gallen, sammelt und analysiert hierzu Daten seit 2008. So wurden seit 2008 insgesamt 2565 protektionistische Massnahmen im Güterhandel ergriffen, wobei Mengenbeschränkungen und Exportsubventionen am häufigsten festgestellt wurden. Alle grossen Handelsnationen wie USA, Indien, EU, China und Russland haben seit 2008 protektionistische Massnahmen vorgenommen. Am stärkten betroffen sind die Branchen Stahl (356 Massnahmen), Chemie (204), Metallprodukte (192), Pharma (165) und Fahrzeuge (151). Zudem haben die Behinderungen des Handels zwischen 2008 und 2020 stetig zugenommen. Von diesen Massnahmen betreffen rund 400 die Schweizer Exporteure negativ. Die Schweiz hat gemäss GTA drei protektionistische Massnahmen ergriffen. Das ist vergleichsweise wenig.

Sicher war der US-chinesische Handelskonflikt einer der Hauptgründe des Rückgangs des weltweiten Güterhandels um 3% im Jahr 2019, gemessen in US-Dollar.

Doch auch in der Schweiz ist ein ungünstiger Trend in der Aussenwirtschaftspolitik zu verzeichnen. Etwa die ernüchternd knappe Annahme des Freihandelsabkommens mit Indonesien an der jüngsten Volksabstimmung, die Vorbereitung einer staatlichen Investitionskontrolle in der Schweiz, die fehlende Aufdatierung der Freihandelsabkommen mit Ländern wie Kanada oder Mexiko oder die blockierte Europapolitik. Dieser Trend ist eine Fehlentwicklung, da eine innovationsbasierte Volkswirtschaft wie die Schweiz auf offene Märkte im In- und Ausland angewiesen ist. Werden internationale Wertschöpfungsketten durch protektionistische Massnahmen verteuert und der Wettbewerb verzerrt, so sind Nischenplayer empfindlich betroffen. Produkte verteuern sich, die Konsumenten tragen die Kosten. Es wäre aber verfehlt, angesichts der protektionistischen Grundwelle die Globalisierung abzuschreiben und nur Probleme zu sehen.

Jan Atteslander, Leiter Aussenwirtschaft Economiesuisse
Jan Atteslander, Leiter Aussenwirtschaft Economiesuisse

Werden internationale Wertschöpfungsketten durch protektionistische Massnahmen verteuert und der Wettbewerb verzerrt, so sind Nischenplayer empfindlich betroffen. Produkte verteuern sich, die Konsumenten tragen die Kosten. Es wäre aber verfehlt, angesichts der protektionistischen Grundwelle die Globalisierung abzuschreiben und nur Probleme zu sehen.

Es gibt auch Lichtblicke

Die GTA hat seit 2008 auch 840 Liberalisierungen gezählt. Dies ist für Investoren wichtig. So hat etwa Brasilien zwischen 2008 und 2021 am meisten Erleichterungen für Handel und Direktinvestitionen vorgenommen. Ebenfalls sind Liberalisierungen in Russland, USA, China oder Indien zu nennen. Die Liberalisierungen bieten Chancen, etwa in den Bereichen Medizinprodukte, Maschinen, Messinstrumente und Pharma. Statistiken über Liberalisierungen und Protektionismus geben Investoren Hinweise, in welchen Branchen und Ländern die sich verändernden Rahmenbedingungen für international ausgerichtete Unternehmen genauer analysiert werden sollten.

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