(Getty Images)

Struki für Einsteiger

Mit Derivaten lassen sich Renditen auch in seitwärts tendierenden Märkten realisieren. Anleger müssen sich über Risiken gut informieren und prüfen, ob die Produkte zu ihrem Profil passen.

Michael Schneider, Senior Sales strukturierte Produkte, Raiffeisen Schweiz

Strukturierte Produkte sind in der Schweiz beliebte Instrumente, die bei vielen Anlegern im Depot liegen. Mit den nahezu endlosen Kombina­tionsmöglichkeiten kann praktisch jede Marktmeinung mit strukturierten Produkten abgebildet werden.

Dies erlaubt es, sowohl bei sinkenden, seitwärts tendierenden als auch steigenden Märkten eine positive Rendite zu erwirtschaften. Die von der Investorengemeinschaft gerne als Struki bezeichnet strukturierten Produkte werden durch Emittenten (meist Banken) begeben.

Ähnlich wie bei einer Obligation haftet der Emittent mit seinem Kapital für die Rückzahlung bei Verfall. Durch Hinzu­fügen von Derivaten (meist Optionen) entstehen strukturierte Produkte, die abhängig von der Optionsstrategie verschiedene Merkmale aufweisen. Derivate, also die verwendeten Optionen im strukturierten Produkt, beziehen sich immer auf ­einen Basiswert, zum Beispiel auf Aktien, Indizes oder auch Rohstoffe.

Tendenz muss stimmen

Hier kommt die Krux. Die Anleger sollten eine Meinung über die zukünftige Kursentwicklung der Basiswerte haben. Diese Erwartung muss glücklicherweise nicht einer Punktlandung entsprechen. Es genügt bereits, die richtige Tendenz anzunehmen,also erwartet man sinkende, steigende oder seitwärts tendierende Märkte?

Ist die Marktmeinung festgelegt, so ist die schwierigste Hürde genommen. Nun heisst es, dieser Meinung entsprechend das passende Produkt auszusuchen. Viele Emittenten offerieren einerseits Produkte ab der Stange und andererseits massgeschneiderte Produkte, die exakt auf die Markterwartung ausgerichtet werden. Wie ein Produkt genau funktioniert, wird im Termsheet sowie im Basisinformationsblatt detailliert erklärt. Dieses muss ein Emittent den Investoren vor dem Kauf zur Verfügung stellen. Dort ist auch die Valorennummer zu finden, die der Identifikation von Schweizer Wertpapieren dient.

Auch für Struki gilt: je grösser der ­mögliche Ertrag, desto höher das Verlustrisiko. Einsteiger sollten sich zunächst in jedem Fall genaustens über Chancen und Risiken aufklären lassen und prüfen, ob strukturierte Produkte überhaupt zu ihrem Profil passen und ihrem Anlagestil entsprechen.

Die zwei wichtigsten Risikofaktoren, die es zu bedenken gilt, sind das Emittentenrisiko und das Marktrisiko.

Wie Verluste entstehen

Wird der Emittent nämlich zahlungsunfähig, drohen schwere Verluste (so geschehen bei Lehman Brothers im Jahr 2008), potenziell das ganze investierte Kapital. Entwickeln sich die Basiswerte nicht entsprechend der Markterwartung, entstehen Verluste. Die Höhe kann sich je nach Produktkategorie unterscheiden.

Die strukturierten Anlageprodukte lassen sich in mehrere Kategorien unterteilen. Die drei wichtigsten der vom Schweizerischen Verband für Strukturierte Produkte (Swiss Structured Products Association, SSPA) zwecks einfacherem Produktverständnis erstellten Kategorien sind unten links in der Tabelle aufgeführt.

Angenommen, die Anleger erwarten, dass der Schweizer Aktienmarkt in nächster Zeit eher seitwärts tendiert, weil sie die Bewertung der Schweizer Aktien als zu hoch empfinden. Sie wählen also ihren Basiswert, hier zum Beispiel den Swiss Market Index (SMI), und die passende ­Kategorie – in diesem Fall die Rendite­optimierung –, um in einem seitwärts ­tendierenden Markt eine positive Rendite zu erwirtschaften.

Fixe Couponzahlung beim BRC

Die Anleger werden im Markt viele Produkte auf den SMI finden. Beispielsweise einen sogenannten Barrier Reverse Convertible (BRC). Ein solches Produkt verfügt über einen bedingten Kapitalschutz und eine fixe Couponzahlung, zum Beispiel in Höhe von 4% pro Jahr, die in jedem Fall ausgezahlt wird.

Hat ein Barrier Reverse Convertible zum Beispiel eine Barriere bei 60% festgelegt, würden die Investoren keinen Verlust erleiden, es sei denn, der SMI verliert über die Laufzeit 40% oder mehr bezogen auf den Anfangswert. Dafür partizipieren sie allerdings nicht an steigenden Kursen des Index.

Ist nun die Markterwartung eingetroffen, und der SMI hat tatsächlich seitwärts tendiert, wurde bei Laufzeitende dank der Couponzahlung eine positive Rendite erwirtschaftet, und das bei stagnierenden oder sogar leicht sinkenden Märkten – den Struki sei Dank.

Themenspezifische Specials

Mit themenspezifischen Specials, die als zusätzlicher Zeitungsbund erscheinen, bietet «Finanz und Wirtschaft» ihren Lesern regelmässig einen attraktiven Mehrwert.