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Das ETF-Jahr 2022/2023

Der Kurssturz an den Börsen im Vorjahr scheint vielen Anlegern noch in den Knochen zu stecken. Die Umsätze im Schweizer ETF-Markt hinken dem Geschehen bislang hinterher trotz der seit Spätherbst 2022 anhaltenden Aufwärtsbewegung an den Börsen.

Serge Nussbaumer

Nach einem anhaltend schwierigen dritten Quartal 2022, in dem die meisten Börsen neue Jahrestief erreichten, setzte ab Oktober eine für manchen Experten überraschende Trendwende ein, die bis dato anhält. Wie lange sie andauert, ist eine der aktuell strittigsten Fragen. Die teils kräftigen Zinserhöhungen der meisten Nationalbanken zeigen nämlich erste Bremsspuren im Wirtschaftswachstum. Bislang wurden diese negativen Auswirkungen durch die Rückbildung der Teuerung, sinkende Rohstoffpreise und überraschend robuste Unternehmensdaten kompensiert.

Sofern es den Nationalbanken gelingt, mit der gegenwärtigen Zinspolitik die Inflation tatsächlich bald zu besiegen, würde der Weg frei für eine Lockerung der Geldpolitik, um dem abbröckelnden Wirtschaftswachstum wieder neuen Schwung zu verleihen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob es zu einer Umkehr der rezessiven Tendenzen kommt oder ob der gegenwärtige Optimismus an den Börsen nicht des Guten zu viel ist.

Serge Nussbaumer, CEO, payoff Media AG
Serge Nussbaumer, CEO, payoff Media AG

Anzahlmässig hat sich im vergangenen Jahr nichts verändert. Die an SIX Swiss Exchange kotierten ETF wiesen Mitte Jahr mit 1684 Einheiten unverändert das grösste Angebot auf, gefolgt von den endlos laufenden Tracker-Zertifikaten und den ETP. Deren Angebot beschränkt sich im Wesentlichen auf Kryptoanlagen.

Skeptische Anleger

Trotz der seit Monaten anhaltenden Aufwärtsbewegung an den Börsen warten etliche Anleger offenbar weiterhin ab. Die ETF-Umsätze waren im Vergleich zu früher zuletzt eher unterdurchschnittlich. Die Anzahl der Abschlüsse ist nach dem Rekordhoch im Jahr 2021 auf das Niveau von 2019 zurückgefallen. Hauptverantwortlich für die Umsatzeinbussen waren in erster Linie die Absatzzahlen bei den Aktien-ETF, während Rohstoff-ETF ihr Niveau einigermassen halten konnten. Entgegen dem allgemeinen Trend vermochten die Anleihen-ETF als einzige der drei grossen Anlageklassen dank der erhöhten Zinsattraktivität ihren Umsatz zu steigern.

Die Rangliste der Umsatzzahlen nach Anlageklassen wurde Ende Juni weiterhin angeführt von Aktien-ETF auf Industrieländer mit 37% (Vorjahr: 58,7%), gefolgt von Anleihen-ETF mit 20,2% (Vorjahr: 11,9%) und Rohstoff-ETF mit 18,9% (Vorjahr 12,7%). Der Vergleich mit den Vorjahreszahlen zeigt deutlich, wo umsatzmässig aktuell der Schuh drückt. Es sind vor allem die defensiven Aktienmärkte wie Schweiz oder Grossbritannien, denen im Aufschwung der vergangenen Monate die Dynamik fehlt. Die Hausse wurde bislang fast ausschliesslich von wenigen Wachstumstiteln (künstliche Intelligenz, Blockchain) und Aktien aus dem Bereich Informationstechnologie (Halbleiter, Metaverse) getragen. Die bislang fehlende Marktbreite ist wohl der Hauptgrund für die Zurückhaltung mancher Investoren. Bankenpleiten in den USA im Frühjahr 2023 und der Notverkauf der Credit Suisse an die UBS waren diesbezüglich auch nicht hilfreich zur Verbesserung der Stimmungslage.

Ende Juni führte iShares unter den Produktanbietern die Rangliste an mit einem Anteil von 37,7% (Vorjahr: 24,3%). Sie verwies die UBS auf den zweiten Platz, deren Anteil im Vergleich zum Vorjahr um 28% niedriger ausfiel. Auf Rang drei findet sich unverändert Lyxor mit einem Anteil von 7,6% (Vorjahr: 8,9%).

Hohe Dynamik im ausserbörslichen Handel

Das im Dezember 2020 an der Börse eingeführte Quote on Demand (QOD) hat sich nach anfänglich zögerlichem Start seit Februar 2022 dagegen prächtig entwickelt. Die monatlichen Umsätze stiegen seither kontinuierlich und erreichten im Juni mit 519 Mio. Fr. den bislang höchsten Monatsumsatz. Die Anzahl der Abschlüsse lag im letzten Monat des zweiten Quartals bei 2421, was der dritthöchste bis anhin registrierte Wert war. QOD bietet institutionellen Anlegern die Möglichkeit, Aufträge in einem Bieterverfahren direkt mit den registrierten und wichtigsten Liquiditätsanbietern in Europa abzuwickeln.

«Es sind vor allem die defensiven Aktienmärkte wie Schweiz oder Grossbritannien, denen im Aufschwung der ­vergangenen Monate die Dynamik fehlt.»

Darüber hinaus ermöglicht QOD die nahtlose Handelsabwicklung über eine zentrale Gegenpartei und bietet Handel, Clearing und Settlement in einem vollautomatisierten, durchgehenden Prozess an. QOD bietet als Ergänzung zum bestehenden Auftragsbuch den Anlegern eine attraktive Möglichkeit, ETF im Bieterverfahren an der Schweizer Börse zu handeln. Durch die Kombination des bestehenden Auftragsbuchs Quote Driven Market mit QOD steht Anlegern zusätzliche Liquidität an den Handelsplätzen von SIX zur Verfügung. Hinzu kommt, dass dank der automatischen Ausführung auch grosse Aufträge einfach und vollautomatisch über die eigene Plattform abgewickelt werden können.

Schwerpunkte der Neukotierungen

Von den 144 ETF-Neukotierungen von Anfang Juli 2022 bis Ende Juni 2023 dominierte unverändert das Anlagethema Nachhaltigkeit. Eine Ausweitung erfuhren ferner Themen-ETF sowie dank der gestiegenen Zinsen auch Anleihen-­ETF. Gut getimt waren die ETF MTVR auf den L&G Metaverse ESG Exclusions und XNGI auf den Xtrackers MSCI Next Generation Internet Innovation.

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Den Vogel abgeschossen hat unter den Neulingen der ETF BLKC von iShares auf Blockchain Technology. Er hat seinen Wert seit der Einführung an SIX Swiss Exchange am 16. Dezember 2022 bereits mehr als verdoppelt! Seine Kursentwicklung spiegelt die Rendite des NYSE FactSet Global Blockchain Technologies Capped Index wider.

Die aktuelle Hausse an den Aktienmärkten könnte sich im dritten Quartal 2023 exponentiell beschleunigen und in einigen Märkten neue Allzeithochs erreichen. Danach wird laut einiger Pessimisten dem «Boom» ein «Bust» folgen. Darunter versteht man eine Situation, in der auf eine Periode grossen Wohlstands oder schnellen Wirtschaftswachstums plötzlich eine Periode des wirtschaftlichen Niedergangs folgt. Das würde zumindest kurzfristig die Perspektiven im ETF-Markt etwas eintrüben. Auf lange Sicht werden passive ETF ihren Siegeszug bei den Anlagefonds dank ihrer Vorteile wie Transparenz, Risikostreuung und tiefe Kosten ­jedoch fortsetzen.

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