(Markus Spiske / pexels)
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Ist ein Oldtimer eine gute Wertanlage?

Oldtimer sind vor allem Liebhaberobjekte. Aber sie können durchaus eine Wertanlage sein. Wer mit dem Kauf eines legendären Ferraris liebäugelt, sollte jedoch einiges beachten.

Manuela Talenta Textbüro Marius Leutenegger

Schon manch einer hat Grossvaters altes Auto, das seit Jahren ungenutzt in der Garage gestanden und Staub angesetzt hat, zum Vielfachen des einstigen Preises verkaufen können. Im Oldtimer-Markt steckt zweifellos viel Geld. Letztes Jahr ersteigerte zum Beispiel ein privater Sammler bei einer Auktion von Sotheby’s einen Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé Baujahr 1955 für sage und schreibe 143 Mio. Dollar – Weltrekord! Auch wenn ein solcher Betrag eine absolute Ausnahme darstellt, wirft er doch die Frage auf: Ist ein Oldtimer eine gute Wertanlage?

Um es vorwegzunehmen: Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Frank Wilke, Geschäftsführer des Marktbeobachters Classic-analytics: «Es kommt darauf an, wie viel Durchhaltevermögen man in Jahren hat, wie viel Geld man investieren möchte beziehungsweise kann und ob man das richtige Auto im richtigen Zustand zum richtigen Preis kauft.» Für Oldtimer als Wertanlage spricht einerseits die Stabilität des Markts. «Er ist seit Jahren etabliert und zeigt sich auch krisenresistent», sagt Frank Wilke. Ungünstige Rahmenbedingungen wie die Covid-19-Pandemie, der Ukraine-Konflikt oder die steigenden Energiekosten haben sich jedenfalls kaum auf ihn ausgewirkt.

143 Mio. Dollar:

Mercedes-Benz 300 SLR ­Uhlenhaut, Baujahr 1955

Der Flügeltürer wurde im Mai 2022 im Rahmen einer Auktion von Sotheby’s in Stuttgart an einen privaten Sammler verkauft. Der Wagen ist eine Ikone: Von ihm gibt es nur gerade zwei Prototypen. Sie wurden im Rahmen eines Programms zur Förderung des Motorsports von der Rennabteilung von Mercedes-Benz gebaut. Benannt ist der Wagen nach dem damaligen ChefIngenieur Rudolf Uhlenhaut.

38,1 Mio. Dollar:

Ferrari 250 GTO, Baujahr 1962

Ein unbekannter Käufer ersteigerte den Rennwagen im ­August 2014 bei einer Auktion von Bonhams in Pebble Beach. Der Flitzer hat eine ebenso ­tragische wie aussergewöhnliche Geschichte. Nur wenige Tage nach seiner Auslieferung wurde er vom französischen Rennfahrer Jo Schlesser bei der Tour de France Automobile ­eingesetzt. Schlesser und sein Co-Pilot, der ehemalige Skirennfahrer Henri Oreiller, ­belegten den zweiten Platz. Wenige Wochen später verunglückte Oreiller mit dem Auto auf der Rennstrecke von Monthléry bei Paris tödlich.

30,3 Mio. Dollar:

Ferrari 412P Baujahr 1967

Der Sportwagen wurde im ­Rahmen der diesjährigen ­Monterey Car Week im August in den USA von Bonhams ­versteigert. Von ihm existieren nur gerade zwei Stück. Dieses wurde zudem umfassend ­restauriert und ist für den ­Strassenverkehr zugelassen. Des Weiteren hat es sogenannte «Matching Numbers»: Motor und Karosserie tragen beide die Zahl 0854. Das ­Fahrzeug war 1967 unter ­anderem bei den 1000 km von Spa (3. Platz), den 24 Stunden von Le Mans (3. Platz) und in Brands Hatch (7. Platz) am Start.

48,4 Mio. Dollar:

Ferrari 250 GTO, Baujahr 1962

Das Fahrzeug wurde im August 2018 bei Sotheby’s im ­Rahmen des Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach an einen unbekannten Käufer versteigert. Von dem Modell gibt es nur gerade 36 Stück, und dieses ist nach Angaben von Sotheby’s eines von vieren, die von der ­Nobelschmiede Scaglietti noch einmal verfeinert wurden. Der rote Renner stammt aus einer Sammlung des ehemaligen Microsoft-Chefentwicklers ­Gregory ­Whitten.

35,7 Mio. Dollar:

Ferrari 335 Sport, Baujahr 1957

Ein internationaler Bieter erstand den Wagen im Februar 2016 bei einer Auktion von ­Artcurial in Paris. Der Ferrari stammt aus der Sammlung von Pierre Bardinos. Bei dessen Tod im Jahr 2012 umfasste sie unter anderem rund fünfzig Ferraris.

Das Rennfahrzeug startete 1957 beim 12-Stunden-Rennen in Sebring und beim Grossen Preis von Schweden. Ein Jahr später sassen bei den 24 Stunden von Le Mans legendäre ­Piloten wie Mike Hawthorn, Wolfgang von Trips und Stirling Moss im Cockpit.

Serge Stotzer von der Oldtimer Galerie in Toffen bei Bern: «Dass die Werte vieler Modelle über die letzten zwanzig Jahre gestiegen sind, dürfte Grund genug sein, um den Oldtimer als Wertanlage bezeichnen zu können.»

Oldtimer müssen gewartet werden

Es gibt aber auch Gründe, die gegen Oldtimer als Wertanlage sprechen. So sagt Bruno Birrer, Verkäufer und Kundenbetreuer bei Oldierama in Luzern: «Irgendwann ist der Zenit eines Preises erreicht. Ist zum Beispiel ein Ferrari 250 GTO einmal für 40 Mio. Fr. verkauft worden, ist es fraglich, ob er bei einem erneuten Verkauf nochmals einen höheren Preis erzielen kann.» Und wenn, stellt sich die Frage, wie viel Geld nach dem Kauf erneut hineingesteckt worden ist.

Denn, so Frank Wilke: «Ein Oldtimer ist kein Kunstwerk, das man in einen Tresor einschliessen, nach zehn Jahren wieder hervorholen und zu einem höheren Wert verkaufen kann. Ein Oldtimer ist eine Maschine. Er braucht regelmässig Bewegung und muss gewartet werden, sonst gibt es Standschäden.» Und die können einen etwaigen Wertzuwachs zunichtemachen.

Wer ein altes Fahrzeug kauft, um später eine Rendite zu erzielen, muss aber noch auf viel mehr achten. Das fängt beim Kaufpreis an. Frank Wilke: «Schielt man mit einem Auge auf das Investment, sollte man bei etwa 100 000 Fr. anfangen, besser noch mehr. Ab diesem Betrag ist eine spürbare Rendite, die auch die Unterhaltskosten übersteigt, möglich. In Deutschland liegt der Wertzuwachs eines solchen Wagens durchschnittlich bei drei bis vier Prozent, aber er kann auch höher ausfallen. Günstigere Autos weisen einen zu geringen Wertzuwachs aus, um als Investment wirklich lohnend zu sein.»

«Aktuell sind Sportwagen, vorzugsweise 12-Zylinder-Modelle zwischen 1980 und 2000, sehr gefragt.»

Auch bestimmte Eigenschaften sind wichtig, wie Serge Stotzer von der Oldtimer Galerie weiss. Er zählt auf: «Seltenheit, historischer oder kultureller Wert, einwandfreier Zustand, emotionale Bindung und Design.» Das schränkt natürlich die Möglichkeiten auf wenige Marken und Modelle ein. Frank Wilke: «Die interessantesten Fahrzeuge sind in der Regel Rennwagen von Ferrari aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Der italienische Autohersteller hat einen grossen Ruf. Ferraris haben wichtige Rennen mit bekannten Fahrern gewonnen. Kommen solche Autos auf den Markt und haben sie auch noch eine lückenlose Geschichte, sind sie heiss begehrt.»

Es sei in den letzten Jahren immer wieder vorgekommen, dass plötzlich innerhalb von wenigen Jahren Wertzuwächse von zwei bis drei Millionen Franken möglich waren. Lohnenswert können aber auch jüngere Autos sein. «Aktuell sind Sportwagen, vorzugsweise 12-Zylinder-Modelle zwischen 1980 und 2000, sehr gefragt. Ihre Preisentwicklung wird durch eine starke Nachfrage aus den USA beflügelt», sagt Serge Stotzer, der gleich einige markante Beispiele nennt: Etwa den Ferrari 512M, den Lamborghini Countach, den Ferrari F40 oder den Bugatti EB 110.

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Ein völlig neues Gebiet in Sachen Auto als Wertanlage sind seit einigen Jahren sogenannte Restomods, also Fahrzeuge, die eigentlich alt sind, aber mit moderner Technik neu interpretiert wurden. Laut dem Geschäftsführer von Classic-analytics ist dabei der US-Autohersteller Singer führend. Das Unternehmen baut Autos, die auf Porsches aus den 1960er- und 1970er-Jahren basieren. «Es hat einen Riesenerfolg.» Die Nachfrage sei so gross, dass die Firma mit der Herstellung kaum mehr nachkomme. «Diese Autos kosten meistens über eine Million Franken und sind eine gute Wertanlage, allerdings eher eine kurzfristige für die nächsten zwei bis vier Jahre. So lange wird die Nachfrage noch anhaltend hoch sein. Wie es danach aussieht, weiss man nicht.»

Ein fundiertes Wissen ist gefragt

Ob kurz- oder langfristig: Wer mit seiner Investition nicht auf die Nase fallen will, benötigt ein fundiertes Wissen. Eine Möglichkeit, sich dieses Wissen von der heimischen Stube aus anzueignen, sind Fachzeitschriften oder Internetplattformen wie Hagerty Marketplace oder Motor Classic.

Frank Wilke empfiehlt aber auch den Besuch von Oldtimer-Messen, wie sie jedes Jahr in ganz Europa stattfinden. «So kann man sich einen guten Eindruck von der Qualität der angebotenen Fahrzeuge verschaffen und herausfinden, wie das Preisniveau ist und sich direkt vor Ort mit den Händlern unterhalten.»

Böse Überraschungen können teuer werden

Wird die Kaufabsicht schliesslich konkret, sollte man sich unbedingt begleiten lassen. Bruno Birrer von Oldierama in Luzern rät: «Fachleute können beurteilen, ob sich ein Kauf lohnt. Sie wissen zudem, mit welchen Wartungs- und Unterhaltskosten zu rechnen ist, und sind in der Lage, den Zustand und die Historie des Fahrzeugs zu prüfen.» Zieht man niemanden zu Rate, kann es böse Überraschungen geben, die unter Umständen viel Geld kosten. Birrer: «Es kann zum Beispiel sein, dass das gekaufte Fahrzeug mit Rost oder grösseren technischen Mängeln behaftet ist. Das würde seinen Wert erheblich senken.»

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